Corona Pandemie 1.Teil

Corona und ich - Über Isolation, Angst und Widerstandskraft- Transplantiert und Corona

Ich habe lang gebraucht um die Pandemiezeit in Worte zu fassen, aber schließlich habe ich es doch geschafft und möchte meine Erlebnisse in dieser Zeit mit euch teilen:

Am 21.03.202 habe ich in mein Bullet Journal folgenden Text geschrieben:

Aber eigentlich fing das ganze Elend schon vorher an. Bereits im Dezember hörte man von einem neuen unbekannten Virus der in China sein Unwesen trieb. Mein Mann erzählt mir ständig davon und wie gefährlich Corona bzw. Covid-19 sein und was alles passieren würde, wenn er zu uns rüber schwappen würde. Er malte die schlimmsten Horrorszenarien, bis ich ihm lautstark erklärte, er solle sofort damit aufhören.

Für mich waren diese Nachrichten beklemmend und bedrohlich. Ein sehr tödlicher Virus der für mich als immunsuppressierte Transplantierte wahrscheinlich das Ende bedeuten würde – ich wollte darüber einfach nicht nachdenken. Ich wollte die Augen und Ohren verschließen und nichts darüber wissen, noch dazu wo überhaupt nichts klar war:

  • Wie bekämpft man Corona?
  • Kommt es überhaupt zu uns?
  • Kann ich mich irgendwie schützen?

All diese Fragen belasteten mich schwer und ich versuchte es aus Selbstschutz einfach auszublenden. Bis der Covid-19 Virus ausgerechnet bei uns ums Eck in Stockdorf ankam.

Der Corona Virus ganz nah

Ab dem Moment, als Corona tatsächlich bei uns in der Nachbarschaft auftauchte, veränderte sich alles. Ich zog mich komplett zurück – mied Familie, Freunde und jeden direkten Kontakt zur Außenwelt. Einkaufen ging nur noch online. Der Rewe-Lieferservice und Amazon wurden in dieser Zeit zu meinen besten Verbündeten.

Aus Rücksicht auf meine Situation wurde mein Mann in den ersten Wochen von der Arbeit freigestellt. Gemeinsam versuchten wir, jede potenzielle Gefahr zu umgehen – so gut es eben ging in einer Welt, in der selbst ein kurzer Moment Unachtsamkeit schwere Folgen hätte haben können.

Weihnachten und Silvester verbrachten wir im kleinen Kreis mit meiner Schwester, ihrem Mann und den beiden Kindern. Jeweils um 21 Uhr war Schluss – wegen der nächtlichen Ausgangssperre. Man kann zumindest sagen: Diese beiden Feste waren ungewöhnlich ruhig. Und dennoch bedeuteten sie inmitten all der Unsicherheit ein kleines Stück Normalität.

Im Mai 2021, nach eineinhalb Jahren voller Distanz und Vermissen, war es endlich so weit: Wir konnten uns auch mit dem anderen Teil der Familie im Hohen Norden wiedersehen. Möglich wurde dieses lang ersehnte Treffen nur, weil es zu diesem Zeitpunkt für alle die Möglichkeit gab, einen PCR-Test zu machen – so konnte sichergestellt werden, dass niemand das Virus in sich trug.

Familientreffen in Zeit von Corona

Nach so langer Zeit war diese Begegnung für mich etwas ganz Besonderes. Emotional, bewegend, fast surreal. Endlich wieder Nähe spüren dürfen, sich wirklich sehen – nicht nur durch Bildschirme. Das war mehr als ein Wiedersehen. Es war ein kleiner, kostbarer Schritt zurück ins Leben.

Impfungen – Hoffnung auf Schutz

Am 27. Februar 2021 erhielt ich meine erste Corona-Impfung – ein Präparat von AstraZeneca. Mein Mann durfte als Angehöriger einer Risikopatientin mitgeimpft werden. Neun Wochen später folgte die zweite Dosis, diesmal mit Comirnaty von BioNTech.

Ich hatte Hoffnung. Hoffnung auf ein kleines bisschen Sicherheit. Doch die Ernüchterung kam schneller als gedacht – mit dem ersten Antikörpertest. Das Ergebnis war niederschmetternd: null Schutz. Die Impfungen hatten bei mir, wie bei vielen anderen unter Immunsuppression, keine Wirkung gezeigt. Das hat mich tief getroffen. Zu wissen, dass es da endlich einen Schutz gegen diesen gefährlichen Virus gibt – und ich trotzdem schutzlos bleibe.

Das Einzige, was mir blieb, war weiterhin jede einzelne Schutzmaßnahme konsequent einzuhalten – Maske, Abstand, Isolation. Und mich weiter impfen zu lassen, in der Hoffnung, dass irgendwann doch eine Immunreaktion ausgelöst wird.

Mal etwas Grundsätzliches

Für alle, die es immer noch nicht verstanden haben: Impfungen schützen nicht vor der Ansteckung an sich, sondern davor, dass das Virus tödliche Schäden im Körper anrichtet. Sie helfen dem Immunsystem, im Ernstfall schneller und wirksamer zu reagieren. Und um es ganz klar zu sagen: Ich bin pro Impfen. Jede Impfung, die ich bekommen kann, nehme ich.

Impfgegner:innen? Verstehe ich persönlich nicht. Aber ich verschwende auch keine Energie, um sie zu bekehren. Es interessiert mich schlichtweg nicht. Leben und leben lassen. Was mich allerdings in diesem Zusammenhang schon geschockt hat, war folgendes Ereignis:

Corona-Kritik und öffentlicher Hass

Im Frühsommer 2021 wurde ich von mehreren Journalist:innen interviewt. Sie wollten wissen, wie es sich anfühlt, wenn so viele Menschen, die sich impfen lassen könnten, es einfach nicht tun – während ich, die es unbedingt will, keinerlei Schutz bekomme. Ich habe in diesen Gesprächen ehrlich geantwortet: Ich wünsche mir, dass mehr Menschen verstehen, dass eine Impfung nicht nur sie selbst schützt, sondern auch andere – zum Beispiel Menschen wie mich, die zu den Hochrisikogruppen gehören.

Nach Veröffentlichung des Interviews folgte ein Shitstorm, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Ich wurde als „Hure der Pharmaindustrie“ beschimpft. Es fielen Sätze wie: „Es wäre besser, wenn du stirbst.“

Diese Worte haben mir Angst gemacht. Ich hatte doch nur einen Wunsch geäußert. Eine Bitte. Und das war die Reaktion? Ich frage mich ernsthaft: Was ist los mit der Menschheit? Wie kann ein Appell an Mitgefühl und Verantwortung solchen Hass auslösen?

Ich hatte gehofft, wir würden in Krisen näher zusammenrücken. Stattdessen wurde ich zur Zielscheibe. Das war für mich ein sehr dunkler Moment – nicht wegen des Virus, sondern wegen der Menschen. Und ehrlicherweise hat es meinen Glauben in die Menschheit auch nachhaltig verändert.

Wie es weiter ging, erfahrt ihr im nächsten Beitrag

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