Die Geschichte vor der Herztransplantation

Meine Geschichte vor dem neuen Herz

Ich bin mit einem Herzfehler geboren. Das war für mich nicht weiter schlimm, ich kannte mich ja nicht anders. Lediglich körperlich fordernde Tätigkeiten wie zum Beispiel Sport, Treppensteigen oder Laufen konnte ich mit diesem Herz nicht machen. Durch die fehlende Bewegung und Wassereinlagerungen hatte ich immer Übergewicht. Zu meinen Spitzenzeiten wog ich 95 kg. Ansonsten fand ich mein Leben nicht schlechter, als das von anderen und habe es immer genossen!

12.08.2011

Mein erster Mann Bäda (bayerisch für Peter) und ich wollten mit unserer kleinen Nichte Antonia in den Campingurlaub nach Kärnten fahren. Mir ging es schon eine Weile nicht mehr gut. Ich war extrem kurzatmig und hatte oft schlimmes Herzklopfen. So beschloss ich vor dem Urlaubsstart zur Sicherheit zum Arzt zu gehen. Der wollte mich eigentlich gleich ins Krankenhaus einweisen.

Die Diagnose: erhebliche Herzrhythmusstörungen. Da aber ein Wochenende und ein Feiertag anstanden, wollte ich erst einmal nicht ins Krankenhaus gehen. Denn dort würde vorerst nichts passieren. So verließ ich die Praxis, wie es so schön heißt, auf eigene Gefahr. Damit drohen Ärzte sehr gerne. Aber es ist mein Leben und das lebe ich gerne auf eigene Gefahr.

16.08.2011

Nach dem Feiertag, ging ich dann ins Krankenhaus „Rechts der Isar“. Dort wurden viele Untersuchungen gemacht. Schließlich wurde am 22.08. eine Elektrokardioversion durchgeführt. Dies ist ein Art Reset durch einen MINI-Stromschlag, um wieder zu einem normalen Herzrhythmus zu gelangen. Bei einer Transösophageale Echokardiografie (Ultraschall durch die Speiseröhre, kurz TEE) danach, wurde ein Herztumor diagnostiziert. Die Ärzte machten für mich einen Termin bei den Spezialisten im Herzzentrum München aus und entließen mich erst einmal.

12.09.2011

Ich wurde im Deutschen Herzzentrum München stationär aufgenommen. Dort sollte am darauffolgenden Tag der Tumor bei einer OP entfernt werden. Leider ging es mir am nächsten Tag so schlecht, dass ich nicht operiert werden konnte. Das Risiko eines Herzversagens wäre zu groß gewesen. Die Ärzte schlugen vor, noch ein TEE zu machen, um die Situation im Herzen genau abklären zu können.

Dabei stellte sich dann heraus, dass ich überhaupt keinen Tumor hatte. Durch die Rhythmusstörungen im August hatte sich ein Blutgerinnsel gebildet. Das hatte der Körper aber schon wieder abgebaut. Glück im Unglück würde ich sagen. Am 20.09.2011 bekam ich dann erneut Herzrhythmusstörungen und musste wieder zur Elektrokardioversion. Im Anschluss wurden mir starke Medikamente gegeben, um das Herz zu stabilisieren und ich konnte erstmal wieder nach Hause gehen.

22.11.2011

Bei einer ambulanten Nachuntersuchung im Herzzentrum wurde mir vorgeschlagen einen Herzkatheter zu machen. So sollte der Zustand meines Herzens genauer beurteilt werden. Dieser wurde für Februar vereinbart.

07.02.2012

Durch den Herzkatheter ergab sich die Diagnose, dass mein Herz so stark geschädigt sei, dass ich eine Herztransplantation brauchte. Damit war ich sofort einverstanden. Diese Entscheidung kam quasi aus dem Bauch heraus. Warum sollte ich so eine Chance auch nicht nutzen?

 01.02.2012 – 30.03.2012

In den folgenden Monaten war ich damit beschäftigt, alle Voraussetzungen für eine Transplantation zu erfüllen. Folgende Untersuchungen musste ich machen:

  • Zahnarzt: Kontrolle ob alles in Ordnung ist. Röntgen der Zähne
  • Hals-Nasen-Ohrenarzt: Kontrolle ob alles in Ordnung ist. Röntgen der Nasennebenhöhlen
  • Hautarzt: Ausschließen von Hautkrebs
  • Gynäkologie: Ausschließen von Krebs bzw. ob etwas gegen die Transplantation spricht.

02.04.2012 – 05.04.2012

Die fehlenden Untersuchungen habe ich dann stationär im Klinikum Großhadern gemacht. Das waren,

  • Ultraschall der Hals- und Leistengefäße
  • Kontrolle der Lungenfunktion
  • Allgemeines Gespräch mit einem Psychologen über Transplantation, wie es einem damit geht, wie die Familiensituation ist
  • Anästhesieaufklärung über die Narkose und die OP
  • Aufklärung über den OP-Verlauf von einem Herzchirurgen
  • Röntgen und CT vom Thorax (Brustkorb)
  • EKG und Ultraschall vom Herzen
  • Gewebetypisierung, Antikörper und Blutgruppenbestimmung
  • großes Blutbild
  • Untersuchungen auf Viren, Bakterien, Infektionen etc.

Bei diesem Aufenthalt hat mir auch endlich mal eine Ärztin genauer zugehört. Ich hatte den Ärzten nämlich schon oft von den schmerzhaften Wassereinlagerungen in meinem Körper berichtet. Vor allem die Beine waren so sehr betroffen, dass ich ohne Kompressionsstrümpfe kaum laufen konnte. Meist winkten die Ärzte ab. Sie meinten das ist halt so, sie nehmen ja schon Medikamente dagegen, das müssen sie aushalten.

Diese Ärztin hörte zu und veränderte die Medikamente. Genauer gesagt die Diuretika, Mittel um Wassereinlagerungen auszuscheiden. Diese Umstellung wirkte so gut, dass ich innerhalb dieser 4 Tage 20 Kilo weniger auf die Waage brachte.

 

12.08.2012

Dann war es soweit, ich wurde auf die Liste für eine Herztransplantation aufgenommen. Ab jetzt hatte ich ständig das Handy bei mir und wartete auf den Anruf. Die ersten paar Tage machte mich das sehr nervös. Vor allem nachts konnte ich nicht schlafen, aber nach eins zwei Wochen hatte sich das auch wieder normalisiert.

17.01.2013

Mein geliebter Ehemann starb. Dies war ein so schreckliches und einschneidendes Erlebnis, das ich bis heute daran zu knabbern habe. Hier an dieser Stelle möchte ich aber nicht weiter darauf eingehen. Trotzdem ist es wichtig das zu wissen, da es die weiteren Ereignisse sehr beeinflusste. Ab diesem Tag war ich eigentlich nicht mehr bereit für ein neues Herz.

04.03.2013, 23.30 Uhr

Am Telefon hieß es: “Frau Zumpfe wir haben ein Herz für sie und würden sie in 30 Minuten mit den Krankenwaagen abholen.” Ich rief meine Schwester an und meine beste Freundin, verabschiedete mich von meinen zwei Katzen. Dann ging ich los in eine unbekannte Zukunft.

5.03.2013, 02.30 Uhr Herztransplantation

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