Nach der Herztransplantation am 5.März 2013 bin ich erst einmal bis Mitte April nicht aufgewacht. Beziehungsweise hatte ich wohl manchmal meine Augen offen, habe aber nicht reagiert. Ich selber weiß von dieser Zeit gar nichts mehr. Meine Schwester wurde als meine gesetzliche Betreuerin eingesetzt und hat alle Entscheidungen für mich getroffen. Nach einiger Zeit haben ihr die Ärzte im Klinikum Großhadern zu verstehen gegeben, dass sie auch nicht genau wissen, warum ich nicht richtig aufwache.
Da sie für mich nichts mehr tun könnten, schlugen die Ärzte eine Verlegung in die neurologische Klinik nach Bad Aibling vor. Meine Schwester war damit einverstanden und ich wurde in die Schönklinik Bad Aibling verlegt. Erst dort kam ich langsam zu mir. Genau genommen war es an einem Tag an dem meine Schwester und zwei sehr gute Freundinnen zu Besuch waren.
Dieser Besuch war so beeindruckend (nicht unbedingt im positiven Sinn – wenn ihr drei das lest, ihr wisst ja wie es gemeint ist), dass es das Erste war, was mir wieder im Gedächtnis geblieben ist. Alle drei redeten auf mich ein, lachten, alberten rum und nervten mich so dermaßen, dass ich ihnen am liebsten gesagt hätte, sie sollen sofort abhauen. Leider konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder sprechen. Ab da jedenfalls ging es langsam und mit einigen Rückschlägen bergauf.
Als ich so langsam zurück in dieser Welt war, machte ich eine Bestandsaufnahme
Diese Bestandsaufnahme fiel gar nicht gut aus:
- Ich konnte mich nicht bewegen, nicht mal den kleinen Finger. Dies lag daran, dass ich nach der Herztransplantation eine schwere Sepsis hatte und sich daraus als Begleiterkrankung, eine CIP (Critical Illness Polyneuropathie), entwickelt hatte. Bei einer CIP hat man eine schwere, schlaffe, atrophische Lähmungen.
- Ich konnte nicht sprechen, da ich ein Trachialkanüle im Hals hatte. Über diese war ich anfangs beatmet und da sich durch die Lähmung Schluckstörungen entwickelt hatten, verhinderte diese “geblockte” Kanüle, dass ich an meiner eigenen Spucke erstickte.
- Ich musste drei Mal in der Woche zur Dialyse, da meine Nieren die Herztransplantation quasi nicht überlebt hatten. Durch die starken Medikamente und die lange Zeit an der Herz-Lungen-Maschine entstand eine Niereninsuffizienz, die sich auch im Laufe der Zeit nicht zurück entwickelte.
- Ich hatte an den Zehen Nekrosen, das heißt abgestorbene Zellen. Ein Arzt in Großhadern erzählte mir im Nachhinein, dass sie mir Medikamente geben musste, die die Blutgefäße stark verengten, damit das neue Herz in Gang kam. Dies hatte aber zur Folge, dass die unteren Extremitäten nicht gut durchblutete waren und sie sich überhaupt nicht sicher waren, ob das Bein nicht abgenommen werden musste. Ich war zwar froh, dass dies nicht der Fall war, aber über meine schwarzen abgestorbenen Stellen an den Zehen war ich auch nicht glücklich. Wer sowas schon einmal gesehen hat, weiß was ich meine.
- Im Verlauf des Aufenthalts in der Schönklinik entwickelte ich unerklärlich hohes Fieber. Die Ärzte konnten dies erst nicht zuordnen, dann stellte sich aber heraus, dass ich mehrere Milzinfarkte hatte.
Mein Fazit nach der Herztransplantation
Alle in Allem war meine Situation mehr als bescheiden. So habe ich mir meinen Start in das Leben mit neuem Organ definitiv nicht vorgestellt. Im Nachhinein erfuhr ich auch, dass es ganz schön knapp war und die Ärzte sich nicht sicher waren, ob ich die Zeit nach der Herztransplantation überleben werde. Das neue Herz wollte einfach nicht richtig arbeiten und ich brauchte zur Unterstützung die Herz-Lungen-Maschine viel länger als normal. Dadurch entstanden die oben genannten Komplikationen.
Ich war auf Deutsch gesagt ganz schön im Ar…!
Heute bin ich fest überzeugt davon, dass meine Seele so traurig und kaputt vom Tod meines Mannes war, dass sie sich erst einmal überlegen musste, ob sie in dieses Leben zurück wollte! Aber ich habe die Kurve noch einmal gekratzt. In den nächsten Beiträgen erfährst du mehr.
Puh, Sandra, du hast aber viel erlebt. Ich habe noch gar nicht alles gelesen, weiß aber jetzt nach der ersten halben Stunde (ich bin gekommen bis du nach der Transplantation wieder aufgewacht bist) noch mehr als sowieso schon, was ich für ein riesen Glück gehabt habe. Ich bin nämlich auch seit 21 Jahren Herz transplantiert und es geht mir richtig gut. In jedem Fall werde ich beizeiten weiter lesen und mich wieder bei dir melden. Lieben oder sagen wir besser herzlichen Gruß vom anderen Ende Deutschlands, Britta
Danke dir Britta,
ich bin jeden Tag echt dankbar dafür wie es mir jetzt geht!! Ich denke ich hatte den einen oder anderen Schutzengel.
LG Sandra
Huiiii Sandra! Da sind aber gaaaaaanz viele Menschen gaaaaaaanz froh, dass du heute so unglaublich fit hier bei uns bist! Deine Seele ist schlau, dass sie sich entschieden hat, hierzubleiben!
LIebe Susan,
ich bin auch ganz schön froh. Bis hier her war es ein laaaanger Weg, aber es hat sich gelohnt 😉