Anfang Mai bekamen wir aus Großhadern endlich die erlösende Nachricht, dass eine Nierenlebendspende aus ärztlicher Sicht möglich ist. Dann mussten wir noch drei weitere Termine hinter uns bringen.
Besuch bei der Psychologin
Zuerst mussten wir zu einem Gespräch bei einer Psychologin. Sie wollte genau wissen, warum wir uns zu einer Nierenlebendspende entschlossen hatten. Wie unser eigener und gemeinsamer Werdegang ist, wie wir zueinander stehen. Ob wir uns den Konsequenzen klar wären. Auch was wir im Falle einer Abstoßung tun würden. Oder gar unserer Trennung. Es war ein sehr gutes und intensives Gespräch.
Im Anschluss entwarf sie eine Art Vertrag für uns. Natürlich keinen der vor Gericht oder ähnlichem gültig wäre. Aber einen zwischen mir und Matthias. Darin wurde unser Gespräch zusammengefasst und wir unterschrieben. Dieser Vertrag wird gemacht, um Zweifel im Nachhinein vorzubeugen. So kann man immer nachlesen, ob man diese Entscheidung wirklich eigenständig getroffen hatte. Wir fanden diese Idee sehr gut und haben den Vertrag natürlich aufgehoben.
Das Abschlußgespräch vor der Nierenlebendspende
Die nächste Station war ein Treffen mit allen, an der Nierenlebendspende, beteiligten Ärzten. Gemeinsam wurde noch einmal alles zusammengefasst und erklärt. Auch über die Medikation im Nachhinein wurde gesprochen. Da ich ja aber schon transplantiert war, konnten wir zumindest diesen Punkt schnell abhaken. Zum Schluss machten wir einen Termin für die Transplantation aus. Eigentlich wollten die Ärzte schon gleich in den Pfingstferien loslegen. Da ich aber vorher noch meinen Fuß operieren musste, einigten wir uns auf den 2.August 2017.
Die Lebenspendenkommission hat das letzte Wort
Zu guter Letzt mussten wir noch zur Lebendspendenkommission. Vor jeder Nierenlebenspende müssen sich Spender und Empfänger vor einer Kommission zu dem Vorhaben der Transplantation äußern. Die Lebendspendenkommission besteht aus einem Richter, einem Psychologen und einem unabhängigen Arzt. Sie prüft die Freiwilligkeit und Unentgeltlichkeit der Lebendspende und hat quasi die letzte Entscheidungsgewalt.
Einzelbefragung
Zuerst wurde Matthias reingeholt und dann ich. Unabhängig voneinander mussten wir erzählen, wie wir zu der Nierenlebendspende stehen und wieso wir das machen wollen. Dann wurden noch einmal alle Risiken angesprochen. Zum Beispiele wie viele Spender tatsächlich durch die Transplantation sterben, wie hoch die Chancen sind, das der Spender selbst zur Dialyse muss, oder in wie vielen Fällen die Niere abgestoßen wird. Danach wurden wir beide gemeinsam noch einmal hereingeholt und zusammen befragt.
Ganz schön spannend
Insgesamt war dieser Termin im Vergleich zu den anderen Terminen ernster und angespannter. Aber trotzdem nicht unangenehm. Klar habe ich mich etwas unwohl gefühlt und war nervös. Am besten kann man das wohl mit einer mündlichen Prüfung vergleichen.
Wobei man zwar nicht direkt abgefragt wird, aber schon genau wissen sollte was für Risiken hinter einer Nierenlebendspende stecken. So prüft die Lebendspendenkommission, ob man sich tatsächlich, im Bewusstsein aller möglichen Konsequenzen, zur Nierenlebendspende entschieden hat. Wir haben bestanden und wurden mit dem letzten „Ja“ zur Nierenlebendspende nachhause geschickt.
Ab diesem Zeitpunkt machte ich eine Strichliste den verbleibenden Dialysen….