Die Transplantation ist oft die allerletzte Möglichkeit einem todkranken Patienten zu helfen. Voraussetzung dafür ist ein anstehendes oder schon bestehendes Organversagen und die Listung auf der Warteliste durch ein Transplantationszentrum.
Welche Organe können überhaupt transplantiert werden?
Transplantiert werden können Herz, Lunge, Leber, Niere, Dünndarm und Bauchspeicheldrüse. Lebendspenden sind bei der Niere und dem Teil einer Leber möglich, alle anderen Organe werden nur post mortem, also nach dem Tod des Spenders, transplantiert.
Medizinisch möglich und gesetzlich erlaubt wäre es zwar auch, Teile der Lunge, des Dünndarms und der Bauchspeicheldrüse in einer Lebendspende durchzuführen, dies wird in Deutschland aber so gut wie nie gemacht. Im folgenden erläutere ich die häufigsten Gründe für die verschiedenen Transplantationen von Herz, Lunge und Leber.
Gründe für die Transplantation des Herzens
Eine Transplantation des Herzens kommt dann in Frage, wenn die Schädigung des Herzens so weit fortgeschritten ist, dass durch andere medizinische Maßnahmen, wie Medikamente, Operationen oder gar ein „Kunstherz“ keine Besserung mehr eintritt und ein Organversagen zu erwarten ist. Die häufigste Indikation für eine Herztransplantation ist die ischämisch und die dilatative Kardiomyopathie.
Bei der ischämischen Kardiomyopathie ist der Herzmuskel durch eine Sauerstoffunterversorgung geschädigt worden. Dies kann z.B. durch Rauchen, unbehandelten Diabetes, erhöhtes Cholesterin oder auch durch eine genetische Vorbelastung entstehen. Die dilatative Kardiomyopathie, also eine krankhafte Erweiterung des Herzmuskels, kann angeboren sein oder durch eine verschleppte Infektion, sowie Alkohol- und Drogenkonsum entstehen. Weitere, aber seltenere, Ursachen sind Herzklappenfehler oder andere schwere angeborene Herzfehler.
Bei mir führte eine Genmutation zu einem angeborenen Herzfehler, einer sogenannten „hypertrophen Kardiomyopathie“. Eine Erkrankung bei der, der Herzmuskels verdickt ist, sich das Gewebe immer mehr versteift und Herzrhythmusstörungen auftreten. Letztendlich führt dies alles immer zu einem drohenden Organversagen.
Gründe für die Transplantation der Lunge
Auf die Warteliste für eine Lungentransplantation wird man aufgenommen, wenn ein endgültiges Lungenversagen vorliegt, alle anderen therapeutischen Maßnahmen versagt haben und eine lebenserhaltende Behandlung erforderlich ist. In dieser Phase leiden die Patienten bereits bei geringsten Anstrengungen unter erheblicher Luftnot und benötigen zusätzlichen Sauerstoff.
Die häufigsten Ursachen für ein Lungenversagen sind:
– chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD = dauerhaft entzündet und verengte Bronchien)
– Lungenfibrose (Vernarbung des Lungengewebes)
– Mukoviszidose (angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der anstatt Flüssigkeit zäher Schleim von den Körperdrüsen produziert wird)
– Wasseransammlung (Ödem) in der Lunge
– Bronchiektasen (Ausweitungen der Bronchien)
– exogen allergische Alveolitis (allergische Entzündung der Lungenbläschen)
– Sarkoidose (entzündliche Erkrankung mit Gewebeveränderungen)
– pulmonale Hypertension (Bluthochdruck des Lungenkreislaufs)
Gründe für die Transplantation der Leber
Obwohl die Leber die seltene Fähigkeit hat sich immer wieder zu regenerieren, sind manche Erkrankungen so schwer, dass sich das Lebergewebe nicht mehr erholen kann. Voraussetzung für eine Lebertransplantation ist also eine nicht regenerationsfähige, fortschreitende Erkrankung der Leber. Diese Erkrankung muss lebensbedrohlich sein und es dürfen keine anderen Behandlungsmethoden außer der Transplantation möglich sein.
Die häufigsten Ursachen für eine endgültiges Leberversagen sind
• Lebervernarbung (Fibrose und Zirrhose)
• Auf die Leber begrenzte bösartige Tumore
• genetisch verursachte Krankheiten wie Mukoviszidose oder Zystenleber
• Stoffwechselstörungen wie Alpha-1-Antitrypsinmangel, Morbus Wilson oder Hämochromatose
• Autoimmunerkrankungen wie primär biliäre Zirrhose oder primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
• Infektionen mit Hepatitis-Viren (Hepatitis B u. C)
• medikamentöse Ursachen
• toxische Ursachen: wie Beispielsweise eine Knollenblätterpilzvergiftung oder eine Paracetamolvergiftung!
Sicher gibt es noch einzelne andere Ursachen wie Unfälle, besonders seltene Erkrankungen oder ähnliches die zu einer Transplantation führen können. Aber insgesamt war das ein guter Überblick über die Ursachen im Allgemeinen. Anspruch auf Vollständigkeit erhebe ich allerdings auf keinen Fall.
Übrigens, in der Zeit von 1963 bis 2019 wurden in Deutschland 139074 Organe transplantiert und damit 139074 Menschen vor dem Tod oder der Dialyse bewahrt. Das ist zwar eine beachtliche Menge, aber leider verstirbt in Deutschland trotzdem alle 8 Stunden ein Wartelistenpatient, weil er die lebensrettende Transplantation aufgrund von Organmangel nicht erhält.
Im nächsten Beitrag nehme ich die Gründe für eine Transplantation der Niere, der Pankreas und des Dünndarms genauer unter die Lupe!
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