Für den Fall, das man lange krank ist und nicht zur Arbeit gehen kann, erhält man von der gesetzlichen Krankenkasse für maximal 78 Wochen Krankengeld. Dies beläuft sich auf ungefähr 70% seines Einkommens. Spätestens nach dieser Zeit, muss man sich arbeitslos melden und/oder Rente wegen Erwerbsminderung beantragen. Das gilt natürlich nur für den Fall, wenn man lange Zeit, so wie ich nicht arbeitsfähig ist. Da ich ja durch die ganzen Komplikationen nach der Herztransplantation zu nichts fähig war, übernahm das meine Schwester für mich. Schließlich wurde mir Rente wegen voller Erwerbsminderung gewährt.
Keine Arbeit und nur rumsitzen?
Von der Entlassung aus der Rehaklinik bis Anfang Oktober, hatte ich viel damit zu tun, das alltägliche Leben auf die Reihe zu bekommen. Ab da stellte ich mir dann aber langsam die Frage, wie es wohl weiter geht mit mir. Ich bin nicht der Typ der gerne den ganzen Tag ohne Beschäftigung daheim sitzt. “Abhängen und glotzen” ist nicht mein Ding. Ich wollte auch nicht ständig darüber nachdenken, wie krank ich bin.
Ich wollte mich auch nicht dauernd krank fühlen. Objektiv gesehen, konnte ich aber auf keinen Fall einer geregelten Arbeit nachgehen. Durch die Dialyse und die lange Zeit im Krankenhaus, war ich dazu einfach noch geschwächt. Schon Einkaufen war ohne Hilfe nicht möglich. Auch hatte ich immer wieder Wehwehchen, wie Kopfschmerzen, Übelkeit usw. Ich machte mir da keine Illusionen, arbeiten konnte ich nicht mehr. Ein paar Wochen später rief mich dann ein Freund an.
Eine regelmäßige Aufgabe
Er würde jemand brauchen, der gerne Unterlagen sortiert. Jemanden, der 1-2-mal im Monat seine Zettelwirtschaft im Büro ordnet. Dabei hatte er an mich gedacht. Die Aufgabe wäre ganz einfach und ich würde auch kaum mehr als ein oder zwei Stunden benötigen. Wir vereinbarten, dass ich mir das alles erst einmal anschauen würde. Ich machte mir also ein Bild davon und probierte aus, ob ich mit diesem Anspruch überhaupt klar kam. Sein Büro war bei ihm daheim im Keller, es herrschte also entspannte, familiäre Atmosphäre. Ich konnte so oft wie nötig Pausen machen und “die Füße hochlegen”.
Die Arbeit war für mich kaum anspruchsvoll, war aber eine Aufgabe. Insgesamt war ich nie mehr als 2-mal im Monat für 5 Stunden beschäftigt. Aber ich hatte das Gefühl von etwas mehr Normalität in meinem Leben. Ich hatte außerdem das Gefühl, gebraucht zu werden. Geld hab ich dafür keines genommen, dies war mehr ein beidseitiger Freundschaftsdienst. Ich hatte Beschäftigung und er ein bisschen Ordnung im Chaos. Die Arbeit war für mich persönlich jedenfalls mehr wert als Geld. Außerdem wurde ich immer mit Kaffee und Süßigkeiten versorgt.
Arbeit trotz Rente wegen Erwerbsminderung
Bezieht man Rente wegen voller Erwerbsminderung, hat man trotzdem die Möglichkeit etwas dazuzuverdienen. Man muss sich an folgende Regeln halten:
- Die Arbeitszeit darf 2 Stunden am Tag nicht überschreiten
- Das Arbeitsverhältnis muss der Rentenkasse mitgeteilt werden
- Insgesamt dürfen die Einnahmen einen 450 EURO Job nicht übersteigen
Dies gilt aber nur, wenn man körperlich dazu in der Lage ist. Keiner sollte gegen Körper arbeiten! Nachdem es mir 2015 endlich besser ging, fing ich unter den oben genannten Voraussetzungen regelmäßig an zu arbeiten.
Der Umgang mit der Arbeitsunfähigkeit
Wenn man so wie ich gerne arbeitet, ist die Arbeitsunfähigkeit erst einmal kein toller Zustand. Ich persönlich empfand es daher als sehr wichtig, trotzdem eine regelmäßige Aufgabe zu haben. Diese Aufgabe muss nicht unbedingt mit Arbeit im eigentlichen Sinne zu tun haben. Sie sollte einfach gut tun und Spaß machen. Es kann auch ein Hobby sein, dem man sich regelmäßig widmet. Ich bin ganz fest davon überzeugt, daheim zu sitzen und sich nur über seine Krankheit und seine Situation Gedanken zu machen, hilft keinem weiter. Sich aber einem Hobby oder einer regelmäßigen Aufgabe zu widmen, lässt in dir das Gefühl von “Ich habe etwas geleistet” entstehen.
Dieses Gefühl macht zufrieden und zeigt dir, das du mehr als deine Krankheit bist. Ich habe im Laufe der Zeit viele Dinge gemacht: Häkeln, Stricken und Nähen lernen, Yoga praktizieren, regelmäßig am Rehasport teilnehmen und vieles mehr. Außerdem habe ich mir einen langen Traum erfüllt: Ich habe Italienisch gelernt. Ich möchte also sagen, nutze deine Zeit. Nehme dir vor ein altes Hobby wieder regelmäßig zu machen. Einen Traum zu erfüllen, wie eine neue Sprache lernen. Besuche Selbsthilfegruppen und lerne neue Menschen kennen. Bleib nicht mit dir, deiner Krankheit und deiner belastenden Situation allein. Dein Leben ist nicht zu Ende!
Das war ein ganz toller Beitrag ,da Versuch ich mir jetzt eine Scheibe abzuschneiden,hoffe ich bekomme das auf die reihe.leider haben wir hier keine Selbsthilfegruppe und vom Krankenhaus sind alle zu weit weg da ich in Ulm wohne und in Bad Oeynhausen transplantiert würde.hab im Dezember ein Gespräch mit der Deutschen Rentenversicherung und hoffe daß das mit der Erwerbsminderung klappt. Jedenfalls danke das macht doch gleich mut😃
Danke liebe Barbara! Anfangs ist es nie einfach mit so einer Situation klar zu kommen. Ich drücke dir ganz fest die Daumen für deine Rente. Hol dir auf alle Fälle deine Ärzte mit ins Boot. Ich habe nicht immer gute Erfahrungen mit Behörden gemacht und war deshalb wirklich froh Ärzte zu haben die hinter mir stehen. Wenn du Fragen hast oder ratschen willst melde dich gern bei mir! Ich leite eine Selbsthilfe-Gruppe für Transplantierte und Wartelisten in München. Vielleicht magst du ja mal zu uns kommen! Ich weiß nicht ums Eck, aber wenn du magst bist du herzlich Willkommen.
LG Grüße Sandra