Nierenlebendspende – eine Entscheidung aus Liebe

Nierenlebendspende aus Liebe

Im August 2016 entschieden wir uns eine Nierenlebendspende durchzuführen. Wie es zu dieser Entscheidung kam, erzählt dir mein Mann Matthias im folgenden Beitrag. 

Die Entscheidung meiner Frau eine Niere zu Spenden war ein langer Prozess. Ich lernte Sandra ein dreiviertel Jahr nach ihrer Herztransplantation kennen. Da ich sie quasi nur „an der Dialyse“ kannte, ergab sich für mich schon früh die Frage, ob eine Nierenlebendspende meinerseits in Frage kommen könnte. Nachdem ich mich damit einige Zeit beschäftigt hatte, sprach ich das Thema offen an.

Entscheidung zur Nierenlebendspende

Meine Ängste hinderten mich

Ich gestand ihr in diesem Gespräch, dass ich zu große Angst vor den Schmerzen, dem Risiko, der Operation usw. habe. Ich konnte mir nicht vorstellen, eine so große Sache durchzustehen. Es war ein sehr emotionales Gespräch für uns beide. Sandra konnte meine Angst verstehen und hat mich auch nie gedrängt „über meinen Schatten zu springen“ Trotzdem stellte ich mir immer wieder die Frage, ob ich es nicht doch einfach machen sollte.

Sandras Gesundheitszustand wurde immer schlechter

Sandra hatte in den vergangenen Monaten sieben Shuntverschlüsse. Jedes Mal wurde sie aufwendig operiert. Das ging nicht spurlos an ihrem Körper vorbei.  Alle paar Wochen aufgeschnitten zu werden, kostet eine Menge Kraft und auch Nerven. Dazu kam, dass sie die Dialyse im Allgemeinen nicht so gut vertrug. Oft ging es ihr danach sehr schlecht.

Sie hatte Kopfschmerzen, war erschöpft und konnte trotzdem nicht schlafen. Die Dialyse erhält zwar dein Leben, schadet dem Körper aber leider auch. Für mich selber standen in dieser Zeit, aufgrund eines kaputten Kiefers, etliche Zahn-Operationen an. Diese guten Erfahrungen nahmen mir die Angst vor einer weiteren Operation, so dass ich mich dazu entschied eine Nierenlebendspende durchzuführen.  Ich wollte der Frau die ich liebe einfach ein schmerzfreies Leben schenken.

Unsere gemeinsame Entscheidung zur Nierenlebendspende

Ich erzählte Sandra, dass ich meine Meinung aufgrund der oben genannten Gründe geändert hatte und ihr eine meiner Nieren schenken wollte. Doch sie lehnte meinen Vorschlag lange Zeit ab. Sie hatte Angst davor, dass etwas schief gehen könnte. Ich konnte das durchaus verstehen, schließlich hatte sie schon einen Ehemann durch eine Operation verloren. Also ließen wir dieses Thema vorerst ruhen. Schließlich aber war ihr Leidensdruck so hoch, dass sie mein Angebot doch annahm und wir uns gemeinsam zum Gespräch über eine Nierenlebendspende im Klinikum Großhadern anmeldeten.

Nierenlebendspende, oft die einzige Chance an der Dialyse

Sich Zeit lassen, ist sehr sinnvoll

Insgesamt erstreckte sich die Entscheidungsfindung über mehr als zwei Jahre. Im Nachhinein glaube ich, war das auch genau richtig so. Niemand sollte so eine Entscheidung leichtfertig treffen. Schließlich ist der Verlust einer Niere, wenn auch gewollt, kein Spaziergang für den Körper. Auch sind wir der Meinung, dass kein Partner dem anderen vorschreiben darf, ob er spenden sollte oder ob er die Spende annehmen kann. Beide Partner müssen für sich eine Entscheidung treffen und gemeinsam zu 100% dahinterstehen. Das gilt übrigens nicht nur für Partner, sondern für alle die spenden dürfen, also auch Eltern, Geschwister, volljährige Kinder, Freunde etc.

Organspendesituation in Deutschland macht die Nierenlebendspende nötig

Da die Transplantationssituation in Deutschland immer schlechter wird, und man sich auf erhebliche Wartezeiten, besonders bei Nieren, einstellen muss, wird die Entscheidung zur Lebendspende immer wichtiger. Aber eigentlich sollte sie nicht das Allheilmittel sein. Denn schließlich wird ein richtig gesunder Mensch mit Absicht „krank“ gemacht, indem man ihm eine Niere „wegnimmt“. Natürlich kann man gut mit einer Niere leben, aber trotzdem ist das nicht das Gleiche.

Daher ist die Aufklärung über die Organspende nach dem Tod und die Entscheidung dazu heutzutage wie auch immer schon sehr wichtig. Wie es mit unserer Entscheidung weiterging, ob Matthias als Spender überhaupt in Frage kam, kannst du hier nachlesen.

Deine Sandra
und MATTHIAS
Soziale Medien

11 Kommentare

  1. Pingback: Nierenlebendspende - die Operation - 2Herzen1Köper
  2. Pingback: Nierenlebendspende - die letzten Hürden - 2Herzen1Köper
  3. Pingback: Letzter Ausweg - Demerskatheter - 2Herzen1Köper
  4. Pingback: Nierenlebendspende – Geduld ist alles! - 2Herzen1Köper
  5. Pingback: Nierenlebendspende – Wer zahlt das eigentlich alles? - 2Herzen1Köper
  6. Pingback: Das erste Gespräch zur Nierenlebendspende - 2Herzen1Köper
  7. Hallo Sandra, hallo Matthias,
    bin gerade auf eurer Seite und bin sehr beeindruckt wie ihr das alles gemeinsam schafft!
    Das ist Liebe !!!
    Jeder muß für sich versuchen den besten Weg zu finden um das alles aufzuarbeiten, ihr macht das mit dieser Seite und das finde ich gut, denn so gebt ihr anderen Beroffenen Mut ihr eigenes Leben zu meistern und nicht aufzugeben.
    Für nicht betroffene ist es oft nicht nachvollziehbar das wenn man wieder mal in ein dunkles Loch fällt auch der Kampfgeist nachlässt und das dann gute Ratschläge und Floskeln oftmals wie ein Schlag ins Gesicht ist. Ich denke das dies dir liebe Sandra bestimmt auch oftmals so geht, ich mach diese Erfahrung leider auch immer mal wieder.
    Kurz zu meiner Person, bin 57 Jahre und habe eine unheilbare Krankheit die leider nach 35 Jahren erst festgestellt wurde. Nun kämpfe ich so wie es mir möglich ist dagegen an in Form von KGG, Funktionstherapie/ Wasser und Medikamente um das Fortschreiten etwas aufzuhalten. Es ist kein Vergleich zu dem was deine Erkrankung anbelangt aber klitzekleine Gemeinsamkeiten sind doch da.
    Alles Gute für Dich und Matthias
    Liebe Sandra lass dich nicht unterkriegen!

    Deine Visitenkarte übrigens ist von Matthias zu Peter und nun bei mir angekommen!

    1. Liebe Maria,
      ich freue mich sehr über deine Nachricht und ja ich kenne all die guten Ratschläge. Viel schlimmer finde ich für mich allerdings, wenn mir Menschen etwas vorjammern, die eigentlich gar nichts haben. Die also zufrieden sein könnten und es trotzdem nicht sind, weil sie immer noch mehr wollen.
      Ich habe ein bisschen über deinen und auch euren Weg über Matthias erfahren. Ich finde es wirklich schlimm, wie Ärzte, Gutachter und Gerichte über einen entscheiden, als wäre man ein Stück Ware!! Ich hoffe wirklich und drücke euch ganz fest die Daumen, das ihr bald euer verdientes Ziel erreicht! Gebt nicht auf…
      Alle, alles liebe
      Sandra

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert